Ein älterer Mann nimmt eine ältere Frau Huckepack. Beide lächeln fröhlich.

Wirkungsweise

Der Atem – eine unglaubliche Ressource

Unser Atem ist nicht nur lebensnotwendig, sondern auch eine einzigartige Ressource. Er nimmt Einfluss auf unseren kompletten Organismus: Sämtliche Gedanken, Gefühle und Emotionen spiegeln sich sofort in der Atembewegung wieder. Ohne unsere Atmung können wir nur kurze Zeit überleben. Wir atmen in der Regel unbewusst und bemerken den Atem erst, wenn er stockt. Lernen Sie Ihre Atmung kennen und lassen Sie sich auf dieses vielseitige Instrument ein, das Sie stets frei zu Ihrer Verfügung bei sich tragen.

Finden und stärken Sie Ihre persönliche Ressourcen mit Hilfe der Atemtherapie

Der Mensch und sein Organismus sind darauf ausgerichtet, auch bei wechselnden inneren und äusseren Einflüssen in einem dynamischen Gleichgewicht zu bleiben oder dieses ebenfalls wiederherzustellen. Als zentrales Instrument dient der Atemtherapie das somatische Nervensystem. Es lenkt alle Vorgänge im Körper, die bewusst ablaufen und willentlich beeinflussbar sind. Neben der Motorik von Armen und Beinen gehört dazu auch unsere Atmung. Und hier setzt die Atemtherapie mit Hilfe unterschiedlicher Instrumente an. Seien es das therapeutische Gespräch, die Behandlung auf der Liege, Atem- oder Körperübungen. Ziel in der Einzelbehandlung wie auch im Gruppensetting ist es, die persönlichen Potenziale zu fördern.

Warum Atemtherapie auch bei Ihnen wirkt

In der Hektik des Alltags gerät die Atmung leider oft in Vergessenheit, und dies, obwohl wir jeden Tag über 20’000 Mal atmen. Lernen wir den Atem jedoch wieder aufmerksam wahrzunehmen, können wir ihn zur Steigerung unseres Wohlbefindens einsetzen. Als Spiegel unserer Seele reagiert der Atem auf alle körperlichen und seelischen Regungen – dies noch bevor wir diese realisieren. Alltagsverhalten, Gedanken, Gefühle und körperliches Befinden wirken sich auf die Atmung aus, können sie anregen, vertiefen oder auch einschränken.

Ist der Atem über längere Zeit blockiert oder unruhig, wie zum Beispiel in Fällen von Stress, Überforderung, Ängsten oder Schmerzen, geraten wir aus dem Gleichgewicht. Organe werden nicht mehr optimal mit Sauerstoff und Energie versorgt und folglich werden einzelne Körperregionen zu wenig angeregt.

Es entstehen Verspannungen, Blockaden und Erschöpfungszustände im körperlichen und seelisch-geistigen Bereich. Physische Beschwerden, Leistungsabfall, Müdigkeit, Unausgeglichenheit und oftmals auch eine reduzierte Belastbarkeit können die Folgen sein.

Diverse Studien belegen die Wirksamkeit der Atemtherapie, darunter zum Beispiel die Erforschung der Atemtherapie als Burnout-Prophylaxe bei Lehrerinnen und Lehrern unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Loew, Universität Regensburg (Download).

Fünf ältere Frauen stehem im Kreis und bewegen ihre Arme in die Höhe.

Die Atemtherapie hilft Ihnen, Ihre Balance beizubehalten oder wiederzufinden.

Mit einfachen Atem- und Körperübungen, die speziell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind, können Sie Ihren Körper wieder mit frischer Kraft und Energie versorgen. Zudem lernen Sie den Atem richtig einzusetzen, um stressige Situationen zu meistern und ruhiger und gelassener zu reagieren.

Neben den Übungen kann Ihnen auch eine Behandlung auf der Liege helfen, sich wieder besser wahrzunehmen, zur Ruhe zu kommen, den Atem freier fliessen zu lassen und sich insgesamt entspannter zu fühlen.

Unsere Atmung bemerken wir häufig erst dann, wenn sie stockt und uns einschränkt. Täglich atmen wir etwa 20’000 Mal ein und aus. In der Minute nehmen wir 15 bis 20 Atemzüge. Je nach Befinden mehr oder auch weniger: In absoluter Ruhe und vollkommen entspannt sprechen wir von vier bis sechs Atemzügen. In Phasen von Stress, während Angst- oder Panikattacken, Asthmaanfällen oder bei Hyperventilation können es weit mehr als zwanzig werden.

Gesundheit und Atmung sind in stetiger Wechselwirkung und beeinflussen sich. Ist die Atmung gestört, können wir weniger Sauerstoff aufnehmen und dadurch wird der Körper unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Sind wir gestresst oder haben Angst, atmen wir schneller und oberflächlicher. Atmen wir sanft und ruhig, fühlen wir uns entspannt. Unsere Atmung – ein ständiger Begleiter: Egal, wo wir uns befinden, was wir tun oder wie es uns geht.

Leben heisst atmen!

Die zeitgenössischen Formen der Atemtherapie beruhen auf einem ganzheitlichen und humanistischen Menschenbild, welches die Atmung als lebensnotwendige Grundfunktion, die mit allen Vorgängen im Organismus verbunden ist, ins Zentrum stellt. Im therapeutischen Prozess wird, eingebunden in das begleitende Gespräch, der Atem mittels Dehn- und Bewegungsübungen, Berührungen, Wahrnehmungsschu­lung und Stimmarbeit angeregt und vertieft.

Die Atmung – der Seismograph

Wissenschaftlich betrachtet wirkt der Atem wie eine Art Seismograph für unsere inneren, emotionalen Zustände und auch auf körperlicher Ebene. Bei der Befunderhebung, der sogenannten Anamnese, orientieren sich die Atemtherapeut:innen am Atembild. Dieses zeigt sich in der Atembewegung, der Frequenz und der Amplitude (Schwingung), der Körperhaltung und -spannung sowie der Art der Bewegung, der Stimme (Höhe, Tonalität, Lautstärke, Kraft), Energie, Wortwahl und Art der Kommunikation der Klientinnen und Klienten.

Die Therapeut:innen sehen Faktoren wie die Qualität des Atems, die Grundspannung der Muskulatur, die Haltung und den Bewegungsfluss, den Klang der Stimme, das Beziehungsverhalten sowie die ganzheitliche Ausstrahlung.

Gemeinsam mit den Klient:innen wird der Befund besprochen und eine mögliche Behandlungsstrategie sowie nächste Schritte festgelegt. Dies umfasst ebenfalls eine Orientierung der Klient:innen hinsichtlich der Frequenz und Dauer einer Therapie.

Eine Therapeutin berührt eine Klientin konzentriert mit beiden Händen am Rücken.

Im Fokus der Atemtherapie

Die Atemtherapie ist eine körperzentrierte Methode: Besonderes Augenmerk legen die Therapeut:innen auf Körperform, -ausdruck und das -erleben. Dabei arbeiten sie mit Berührung, Bewegung, Energie und natürlich der Atmung. Körperliche Zustände lassen sich dadurch erfahren und auch beeinflussen.

Die Dynamik im Therapie-Geschehen

Die Atemtherapeut:innen reflektieren und integrieren im Gespräch und mittels Anleitung die körperlich ausgelösten Prozesse: Welche Erfahrung macht der Mensch, was zeigt sich, was nimmt er wahr? Ziel ist nun, diese Erfahrung in Verbindung zu den vereinbarten Therapiezielen zu bringen, vornehmlich dem Erweitern und Stärken der Ressourcen und dem Initiieren und Festigen nachhaltiger Veränderungsprozesse. Der Therapieverlauf kann sich sehr flexibel gestalten.

Die Beziehung Therapeut:in und Klient:in

Die Therapeut:innen realisieren die Therapie als ein fortlaufendes, interaktives Geschehen. Wichtig ist das gemeinsame Handeln von Therapeut:in und Klient:in. Im Laufe der Beziehung entwickelt sich das therapeutische Geschehen im nonverbalen und verbalen Dialog.

Der Atem folgt der Aufmerksamkeit

Der auf den natürlichen Atem gerichtete Fokus ist in seiner Bewegung und Richtung das unmittelbare therapeutische Mittel, das den Zugang und Kontakt zu den inneren Abläufen und Prozessen ermöglicht. Mit Hilfe atem- und körperorientierter Übungen sowie Atembehandlungen (auf der Kleidung oder auf der Haut) mit Druck, Dehnung und Bewegung wird die Empfindungsfähigkeit, Selbstwahrnehmung und Differenzierungsfähigkeit der Klient:innen gefördert. Das begleitende Gespräch unterstützt die Klient:innen im achtsamen Wahrnehmen des Atems in seiner Bewegung und Qualität.

Erfahrung, Beobachtung und Reflektion – Grundlage des Erfolgs

Durch sorgfältiges Einbeziehen dieser Erfahrungen wird es den Klient:innen möglich, ihre Wahrnehmungen bewusst zu reflektieren und die persönlichen Veränderungen in Bezug zu den Körperwahrnehmungen, der Atemqualität und der Befindlichkeit zu beobachten und zu benennen. Das wiederum vertieft und integriert die Wirkung der Therapie und stärkt die Klient:innen in ihrer Selbstregulation, der persönlichen Gesundheitskompetenz und im selbstverantwortlichen Handeln.

Integration der Therapie-Erfahrungen in den Alltag

Die Therapeut:innen achten darauf, den therapeutischen Prozess nachhaltig abzurunden. Sie ermöglichen über bewusst erfahrene Körper- und Atemerlebnisse, Verbindungen zum Alltagsverhalten und der eigenen Lebensgeschichte herzustellen. Dabei unterstützen sie die Klient:innen im Erkennen der persönlichen Ressourcen, der Wahrnehmung ihres natürlichen Atemrhythmus sowie ihrer verbesserten Atembewegungsqualität. Sie beschränken und fördern die Klient:innen im Erfahren von stabilisierenden Haltungs- und Bewegungsmustern im Alltag sowie den damit einhergehenden seelischen Wirkungen.